Es waren die ersten zwei Siege in Folge seit dem 17. September 2023. Der Mülheimer FC 97 gewann am Wochenende beim Aufstiegsfavoriten Nummer eins, der Germania aus Ratingen. In einer furiosen und vor allem von einer chaotischen Schlussphase geprägten Partie ging der abstiegsbedrohte Oberligist aus Mülheim als Sieger vom Feld.
Das nennt sich mal Moral. Zweimal lagen die 97er hinten und immer kamen sie zurück. Der 4:3-Siegtreffer in der Nachspielzeit war das i-Tüpfelchen einer engagierten und einheitlichen Leistung. Zum zweiten Mal in Folge wurde Mülheim zum Favoritenschreck. Erst vor knapp zwei Wochen bissen sich die Sportfreunde Baumberg die Zähne an der Elf von Ahmet Inal aus.
"Die Moral, die wir im Moment zeigen – das sind alles diese Bonusspiele, in denen wir die Punkte holen – ist natürlich brutal", erklärte Inal im Nachgang an den Baumberg-Erfolg.
Ähnlich dürfte sich dies auch nach Ratingen anhören: "Moral ist das Schlüsselwort. Das fängt im Training an, wo wir teilweise eine halbe Stunde länger machen und niemand wendet etwas ein. Wir ziehen an einem Strang und dieser Siegeswille zeichnet uns aus. Die Jungs glauben an das, was wir ihnen vorleben."
Wir wollten alle Vereine bis zu Platz zehn mit in den Abstiegskampf ziehen. Das ist uns gelungen und die Chance drinzubleiben ist deutlich höher geworden. Wir wollen keine Fahrstuhl-Mannschaft werden.
Ahmet Inal
Auch die Zusammenarbeit innerhalb des Vereins scheint zu laufen: "Die Unterstützung vom Vorstand, dem Sportchef, des Sportlichen Leiters - all das stützt uns zusätzlich", so Inal. Einen Kritikpunkt gibt es jedoch: "Mir fehlt der Joker-Effekt. Wir knicken nach Wechseln meist ein. Das stört mich."
Seit sieben Partien sitzt der 42-Jährige wieder auf der Bank der Mülheimer. Seine Statistik kann sich sehen lassen. Vier Siege, zwei Niederlagen und ein Remis verbuchte der Klub seit seinem Amtsantritt. Der Trainer-Effekt ist nicht abzusprechen: "Ich kann behaupten, dass ich einen sehr guten Draht zu den Jungs habe. Wir haben eine gute Mischung zwischen Kollegialität und Autorität."
Für den Mülheimer FC bedeutete der Erfolg gegen Ratingen: raus aus der Abstiegsregion! Die Inal-Elf macht den Sprung vom möglichen Abstiegsplatz 15 auf den zwölften Tabellenplatz - der verdiente Lohn des Favoritenschrecks.
Die Arbeit ist jedoch längst nicht getan. Das weiß selbstverständlich auch der Coach selbst: "Wir sind gerade mal ein paar Treppen gelaufen. Im siebten Stock sind wir noch nicht. Wir wollten alle Vereine bis zu Platz zehn mit in den Abstiegskampf ziehen. Das ist uns gelungen und die Chance drinzubleiben ist deutlich höher geworden. Wir wollen keine Fahrstuhl-Mannschaft werden."
Den nächsten Schritt zum Klassenerhalt können die 97er zu Hause gegen die Spielvereinigung Schonnebeck machen. Gegen das für Inal "beste Team der Liga" kann der Favoritenschreck zum dritten Mal in Folge zuschlagen.